Textauszug aus: „Leben der Echraner“ 1987, Copyright Geiss Haejm

(echra.de)

Denkanstoß passend zur Meldung über das neue Freihandelsabkommen der WTO vom 7.12.2013

„Uns Echraner empört, wenn wir hören, dass in den Industrieländern riesige Nah­rungsmengen vernichtet werden, um die Preise hochzuhalten! Uns empört, wenn wir hören, dass gleichzeitig Futter- und Lebensmittel aus Ländern, in denen Men­schen verhungern, importiert werden, also ein Gutteil der Überproduktion in der Erde der Armen wächst! Uns empört, dass man in Hungerländern auf besten Böden Zuckerrohr anbauen läßt, um daraus Äthanol zum Be­trieb von Autos zu erzeugen, Raps, um mit daraus gewonnen Öl Landmaschinen und Panzer zu betrei­ben, Tabak, um die Menschen zu vergiften und was es an Verrücktheiten mehr gibt! Uns empört, dass man das Mehl getrockneter Tierkadaver an Rinder und Schafe verfüttert, dass Kälbern die Milch vorenthalten wird und man ersatzweise billige Austauschmixturen verfüttert! Und uns empört, dass bis zu zehn Kilo Getreide oder Soja an Tiere verfüttert wird, damit daraus ein Kilo Fleisch wächst!

Nun könntet Ihr sagen, die armen Länder exportierten ihre Agrargüter ja freiwillig, die Zeiten des Kolonia­lismus seien vorbei. Doch dies ist nur dem Schein nach so, denn auch nach dem Abzug der Kolonialher­ren haben sich die alten Abhängigkeiten und Besitz­verhältnisse nur wenig geändert. Statt Nahrung für die Bevölkerung anzubauen und die Großplantagen der Kolonialzeit durch eine Landreform an Kleinbauern zu verteilen, werden auf den ertragreichsten Flächen Waren für den Export erzeugt: Tabak, Kaffee, Tee, Kakao, Baumwolle, Sisal, Erdnüsse, Zuckerrohr, Ba­nanen, Soja usw.

Die Großgrundbesitzer und die Führungsschichten dieser Länder bauen an, was die reichen Nationen auf dem Weltmarkt nachfragen. Jene wiederum unterstüt­zen die Machtverhältnisse in diesen Ländern, um sie weiter ausnutzen zu können. Wenn sie das nicht poli­tisch oder gar militärisch tun, dann doch wirtschaft­lich, indem sie die Waren abnehmen und im Gegen­zug Maschinen- und Luxusgüter liefern, was Abhängigkeiten schafft, die nicht so augenfällig sind wie Kolonialtruppen, aber genauso wirksam. Erst recht, wenn auch noch die Waffen geliefert werden, um diese Unrechtsregime am Leben zu erhalten!

Zudem sind die armen Länder hoch verschuldet, so dass durch den Schuldendienst ihr Zwang zum Export zementiert wird. Und das soll keine Form von Kolo­nialismus sein?

Ich meine, das Beispiel zeigt, dass die Geldwirt­schaft die Menschen versklavt und sich um die natür­lichen Lebensgrundlagen nicht kümmert. Deswegen erscheint uns eine derartige Zivilisation als ein Krebsge­schwür, das überall seine Metastasen setzt und nach und nach alles gesunde Gewebe zerstört, es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Erde daran stirbt. Außer das Geschwür würde be­greifen, dass es damit auch selber stirbt, doch Geschwüre haben keinen Verstand, sie begreifen nichts...